Fernbeziehungen bringen Herausforderungen mit sich, die in jeder Beziehung auftreten können, aber durch die Distanz oft verstärkt werden. Gefühle wie Verlust, Eifersucht und Einsamkeit können dabei eine besondere Rolle spielen. In diesem Artikel findest du acht praktische Tipps, wie du eine gesunde Fernbeziehung führen kannst.
Schwierigkeiten und Vorteile von Fernbeziehungen
Eine Fernbeziehung stellt Paare vor einzigartige Herausforderungen, die ihre Stärke und Widerstandsfähigkeit auf die Probe stellen können. Die physische Trennung, der Mangel an täglichen persönlichen Begegnungen sowie möglicherweise das Zurechtkommen mit unterschiedlichen Zeitzonen können Hürden für Intimität und Kommunikation schaffen. Die Distanz reduziert die gemeinsame Zeit, was zu einem unerfüllten Bedürfnis nach Nähe und auch zu potenziellen Missverständnissen führen kann. Außerdem lastet bei jedem Treffen der Druck, die „verlorene Zeit“ aufzuholen. Gleichzeitig bieten diese Herausforderungen auch Chancen: Partner:innen in Fernbeziehungen können persönliches Wachstum erfahren, ihre Unabhängigkeit stärken und tiefe emotionale Bindungen aufbauen. Die Kommunikation verbessert sich oft, da Paare stärker auf verbale Kommunikation und nonverbale Signale angewiesen sind. Die Distanz bietet zudem Raum für individuelles Wachstum und Selbstfindung, da beide Partner:innen lernen, ihr Leben unabhängig zu meistern und dennoch Teil einer festen Beziehung bleiben. Außerdem können sie ein unabhängiges Sozialleben führen und ihre persönliche Autonomie bewahren, denn sie müssen bei der Planung von Aktivitäten weniger Kompromisse eingehen.
Wenn du das Gefühl hast, dass deine Fernbeziehung etwas Unterstützung braucht, findest du hier acht Tipps:

1. Gemeinsame langfristige Ziele
Das Setzen klarer Ziele bietet Motivation und Sicherheit und hilft, durch Ungewissheit verursachten Stress zu reduzieren. Klare Ziele geben uns ein Gefühl von Struktur und helfen unserem Gehirn, sich sicher zu fühlen. Wenn wir nicht wissen, wann etwas enden wird, fühlen wir uns oft gestresster, als wenn wir einen klaren Plan haben. Denk einmal an die Anfänge der Corona-Zeit. Wie sehr hat die Ungewissheit über die Zukunft dein Stresslevel beeinflusst?
In einer Fernbeziehung könnten solche Ziele beispielsweise sein: Ende nächsten Jahres eine gemeinsame Wohnung suchen, den nächsten Urlaub planen oder nach dem Studium jedes Wochenende zusammen zu verbringen.
2. Virtuelle Kommunikationsfähigkeiten
Offen und ehrlich über Kommunikationsprobleme zu sprechen, ist essenziell, um Herausforderungen durch Text- und Sprachnachrichten zu bewältigen, die in Fernbeziehungen häufig verwendet werden. Denn Text- und Sprachnachrichten haben ihre Tücken: Wir sehen die andere Person nicht vor uns, es fehlen sowohl verbale als auch nonverbale Signale, was schneller zu Missverständnissen führen kann. Manche stören sich daran, dass die andere Person keine Emojis schickt, andere empfinden lange Antwortzeiten als belastend. Der Schlüssel liegt darin, Schwierigkeiten in der Kommunikation ehrlich anzusprechen: Was stört dich? Was macht dich wütend? Aber auch: Womit kannst du gut umgehen? Was gibt dir ein gutes Gefühl? Ständig das Telefon in der Hand zu haben, nur um schnell auf mögliche Nachrichten reagieren zu können, ist zum Beispiel nicht gesund. Vielleicht könnt ihr stattdessen vereinbaren, dass du dein Telefon alle zwei Stunden überprüfst, oder abends Zeit für ein ausführliches Gespräch einplanen.
Die meisten Menschen finden es hilfreich, mit Worten statt mit Emojis zu kommunizieren (z. B. „Ich würde dich gerne umarmen“ statt eines Smileys mit zwei Händen), da diese unterschiedlich interpretiert werden können. Du bist dir nicht sicher, was dein:e Partner:in meint? Frag lieber nach und sei offen über deine Wünsche und Ängste in der Kommunikation.
3. Effektive Planung
Zeit- und Geldmanagement sind in einer Fernbeziehung sehr wichtig und beides erfordert gute organisatorische Fähigkeiten. Lerne also, dich gut zu organisieren! Überlege, wie viel Geld du beiseitelegen kannst, um dir die nächste Reise zu deinem Partner oder deiner Partnerin leisten zu können. Plane, wann du genug Zeit hast, um deinen Partner oder deine Partnerin zu treffen, und wann dein Alltag dafür möglicherweise zu stressig ist. Denke auch daran, wie du die Hausarbeit organisieren möchtest, während ihr Zeit miteinander verbringt. Notiere deine Pläne am besten oder verwende Listen.
4. Konkrete Termine für zukünftige Treffen festlegen
Das Datum eures nächsten Treffens zu kennen, zeigt Engagement und vermittelt ein Gefühl der Sicherheit innerhalb der Beziehung. Mein Expertentipp: Plant eurer nächstes Treffen, wenn ihr zusammen seid! Auf diese Weise fällt auch der Abschied etwas leichter.
5. Erwartungen besprechen
Offen über die Erwartungen an die gemeinsame Zeit, an Aktivitäten und an die Häufigkeit der Kommunikation zu sprechen, kann Enttäuschungen und Missverständnissen vorbeugen. Da die Zeit, die ihr miteinander verbringt, so begrenzt ist, kann es zu Enttäuschungen führen, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Besprecht deshalb im Vorfeld, wie ihr eure gemeinsame Zeit gestalten möchtet: Möchtet ihr jede Minute miteinander verbringen oder auch Zeit für eigene Aktivitäten haben? Wie plant ihr, mit Arbeit oder Hausarbeit umzugehen? Und wie kommuniziert ihr, wenn eine:r von euch etwas Zeit für sich allein braucht?
Auch außerhalb eurer gemeinsamen Zeit ist es wichtig, eure Erwartungen zu klären: Wie oft wollt ihr tagsüber kommunizieren? Welche Unsicherheiten bestehen, wenn die andere Person allein unterwegs ist? Gibt es Möglichkeiten, euch gegenseitig zu erreichen, wenn es einem von euch nicht gut geht?

6. Greifbare Erinnerungen
In einer Beziehung, die hauptsächlich digital stattfindet, können physische Erinnerungsstücke eine wichtige Rolle spielen, um Nähe zu schaffen. Etwas Greifbares zu haben, das man anfassen kann, kann Trost spenden. Das könnten Kleidungsstücke der geliebten Person, ein Stofftier, Briefe, Geschenke oder gemeinsame Fotos sein.
7. Offene Kommunikation
Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil jeder gesunden Beziehung, aber in einer Fernbeziehung ist sie noch wichtiger. Wenn wir uns weniger oft sehen, keinen regelmäßigen Körperkontakt haben und weniger direkte Bestätigung erfahren, entstehen leichter Missverständnisse. Es ist daher hilfreich, von Anfang an darüber zu sprechen, was uns unsicher macht oder uns verletzt. Überlege, welche Verhaltensweisen deines Partners oder deiner Partnerin bei dir negative Gefühle auslösen und warum das so ist. Sei offen und ehrlich, wenn es darum geht, deine eigenen Gefühle zu erkunden, und teile diese Erkenntnisse mit deiner Partnerin oder deinem Partner. Auf diese Weise könnt ihr eine starke und glückliche Beziehung aufbauen, unabhängig davon, wie viel Zeit ihr physisch miteinander verbringt. Eine offene Kommunikation schafft Vertrauen und Verständnis und ist besonders wichtig, wenn der regelmäßige Körperkontakt fehlt.
8. Der eigenen psychischen Gesundheit Priorität geben
Eine Studie im Journal of Sex and Marital Therapy (Dargie, Emma, et al., 2015) zeigt, dass Menschen mit guter psychischer Gesundheit besser in der Lage sind, Intimität in einer Fernbeziehung aufrechtzuerhalten. Psychische Probleme wie Ängste und Depressionen können die Kommunikation, die Bindung und die sexuelle Zufriedenheit beeinträchtigen, was oft zu emotionaler Distanz und Beziehungsproblemen führt. Die Unterstützung einer Psychologin oder eines Psychologen kann nicht nur deiner eigenen mentalen Verfassung helfen, sondern auch den Stress in deiner Beziehung verringern!
Extra-Tipp: Lass dich beraten
Reichen dir diese 8 Tipps nicht aus? Läuft deine Fernbeziehung nicht wie geplant? Plagen dich immer wieder dieselben Ängste oder Konflikte? Vielleicht spielen auch alte Beziehungsmuster eine Rolle, die du von einer Partnerschaft in die nächste mitnimmst und die dich daran hindern, wirklich glücklich zu sein? In solchen Fällen kann dir eine Beratung helfen! Eine Liebesbeziehung kann starke Emotionen hervorrufen. Es kann leicht passieren, dass man sich von diesen Emotionen überwältigen lässt, die Vernunft in den Hintergrund rückt und man sich in den Schwierigkeiten verliert – ein Teufelskreis. Unterstützung durch eine Psychologin oder einen Psychologen im Rahmen einer Paartherapie kann eine praktische Lösung sein, um die Herausforderungen einer Fernbeziehung zu bewältigen. Ein:e Therapeut:in ist unparteiisch und hat das Ziel, das Beste für euch beide zu erreichen. Sie oder er kann euch dabei helfen, individuelle Aspekte und Herausforderungen eurer Fernbeziehung genauer zu betrachten und gemeinsam Lösungen zu finden.
Quellen:
- „Beziehungsweise glücklich: Profi-Tipps von Paartherapeuten“ (Schwiderski, 2009, S. 127 ff).
- „Absence Makes the Communication Grow Fonder: Geographic Separation, Interpersonal Media, and Intimacy in Dating Relationships“, veröffentlicht in der Ausgabe von Juni 2013 im Journal of Communication
- Jonathon J. Beckmeyer,Debby Herbenick,Heather Eastman-Mueller,. (2023) Long-distance romantic relationships among college students: Prevalence, correlates, and dynamics in a campus probability survey. Journal of American College Health 71:8, Seiten 2314-2318.
- Dargie, Emma, et al. „Go long! Predictors of positive relationship outcomes in long-distance dating relationships.“ Journal of sex & marital therapy 41.2 (2015): 181-202
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